Das Essay (Auszüge, 5 Seiten) im PDF-Format über den Design-Reader.

Hier die ersten drei Absätze:

Design macht jung – wenn Gestaltung funktioniert, dann fühlen sich alte wie junge Menschen wohl.

Nutzerinnen und Nutzer gut designter Medien sind entspannter und empfinden sich jünger. Doch der Umkehrschluss wirft Fragen auf: Nicht zielgruppengerechtes Design führt dazu, dass Personen sich älter fühlen. Insbesondere nicht oder schlecht funktionierende digitale Medien überfordern Menschen. Sie kommen sich vom gesellschaftlichen Leben abgehängt vor. Sind sie deshalb alt, oder besteht ein Designproblem? – Welche Vorstellung vom Alter haben junge Designerinnen und Designer?

Die Macht der Gestaltung

Für welche Altersgruppe soll ein Text, eine Zeitungsseite, ein Nachrichten-Feed, ein Online-Bestellvorgang (noch) funktionieren, welche Menschen schließt das Design aus? – Die Macht, Menschen auszuschließen, ist eng mit Entscheidungen im Design ver knüpft. Dabei werden diese Entscheidungen selten bewusst getroffen, die Einschreibung von Alter in Designs1 geschieht willkürlich oder basiert auf Unwissen. Im Sinne einer sozialen, möglichst berrierearmen Gesellschaft sollte diese Macht nicht missbraucht werden. Doch was können Designer und Desig­ner­innen tun?

Schlechtes Design macht alt

Designerinnen und Designer entscheiden mit, ob sich eine Person alt fühlt oder nicht. Geht es darum, die Aufmerk samkeit zügig von einer Sache auf eine andere zu richten, sind ältere Menschen beeinträchtigt2. Ebenso, wenn Informationen kurz im Arbeitsgedächtnis gespeichert und manipuliert werden sollen3, eine Fähigkeit, die bei kompliziert aufgebauten Medienseiten notwendig ist, um die Übersicht zu behalten und unerwünschte Informationen auszusortieren4. Die Gestaltung von Medien hat großen Einfluss darauf, ob sich jemand abgehängt fühlt oder nicht. Das sollte Designschaffenden nicht gleichgültig sein: Schlechtes Design macht alt, überfordert Nutzer und Nutzerinnen, denen notwendige Vorkenntnisse fehlen, beispielsweise beim Umgang mit digitalen Prozessen. Für gutes Design gibt es Richtlinien, z.B. zu User Experience (UX) und Usability – gute Strukturen, funktionierende Grafik, positives Erleben der Nutzung. Entsprechende Vorgaben müssen für alternde Menschen adaptiert und umgesetzt werden.

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Literatur:

Costandi, Moheb (2015): Hirnforschung. 50 Schlüsselideen. Springer Spektrum. 

Endter, Cordula (2020): Assistiert altern. Die Entwicklung digitaler Techno­logien für und mit älteren Menschen. Springer VS.

  • 1. [Endther 2020,53]. Designerinnen und Designer fällen im Design­prozess Entscheidungen. Diese bedingen, wie Menschen interagieren, die das gestaltete digitale System nutzen. Damit werden den technischen Objek­ten durch das Design Interaktionskompetenzen eingeschrieben [Endter 2020, 66].
  • 2. [Costandi 2015, 145]
  • 3. [ebd.]
  • 4. Grund ist möglicherweise eine rund zehnprozentige Abnahme des Gehirnvolumens im Alter zwischen 20 und 90 Jahren [Costandi 2015, 145].