Visuelle Verführung Designer als Entscheidungsarchitekten mit Verantwortung
Visuelle Eindrücke werden meist unbewusst wahrgenommen. Wir werden permanent mit einer Vielzahl von Sinneseindrücken konfrontiert. „Medien formen und strukturieren die Muster gesellschaftlicher Beziehungen und alle Aspekte des Lebens” (Marshall McLuhan, Das Medium ist Masssage, Ullstein, 1969). So beeinflusst der Designer als Gestalter visueller Medien mit seinem Tun permanent die Wahrnehmungsprozesse, also das Leben der Medienkonsumenten. Je logischer der Designer das Medium gestaltet, desto klarer und nachvollziehbarer erscheinen die Aussagen, die den Mediennutzer erreichen.
Wird visuell logisches Design im Sinne eines kommunikativen Zieles eingesetzt, kann das Medium beim Rezipienten etwas bewirken: eine gewünschte Entscheidung hervorrufen. Bedient diese gewünschte Entscheidung ein Bedürfnis des Rezipienten, dient die visuelle Gestaltung der Verbesserung seiner Lebensumstände.
Neutrales Design gibt es nicht
Auch kleine, scheinbar unbedeutende Details in der Struktur eines Mediums sind nach psychologischen und verhaltensökonomischen Studien von Bedeutung. Steht beispielsweise ein Wahlkandidat ganz oben auf dem Wahlzettel, kann er bis zu vier Prozent mehr Stimmen bekommen (nach Thaler, R.; Sundstein, C.; „Nudge“, Econ 2008). Der Gestalter organisiert und hierarchisiert Botschaften. Es ist seine Aufgabe, durch Prägnanz in Botschaften und Gestaltungsmitteln gut zu argumentieren. Somit trägt er auch die Verantwortung für das Gelingen von kommunikativen Handlungsabsichten.
Ein Patentrezept dafür, wie der Designer mit dieser Verantwortung umgehen soll, gibt es nicht. Designer nehmen mit ihrem Beruf die Aufgabe als Organisator, Navigator bzw. Orientierungsgeber für die Gesellschaft an. Mancher darunter flüchtet sich in die bloße Ästhetik – auch wenn Ästhetik ohne Medium und ohne dessen kommunikative Ausprägungen nicht funktioniert.
Zielgruppe Mensch
Menschen sind oft träge und reagieren emotional – das ist gut für die Designer, die sich diesen Zustand zunutze machen können: Sie konstruieren Medien auf eine Art und Weise, die die Benutzer emotional richtig einstimmt, semantsich befriedigt und syntaktisch effektiv ist. Gestalter müssen Entscheidungsarchitekturen aufbauen, die dem Wesen der Menschen gerecht werden.
Entscheidungsarchitekten entwerfen den Rahmen, innerhalb dessen die Mediennutzer bzw. Leser spezifische Entscheidungen treffen sollen. Den gewünschten Weg zu finden (Ausgang, bestimmte Adresse, Toilette, etc.); Das beste Produkt zu kaufen (Preis-Leistungs-Verhältnis); Die gesuchte Information zu bekommen. Klammern wir gezieltes konsumorientiertes Marketing und Demagogie aus, bleibt als anzustrebendes Ziel gute visuelle Kommunikation im Sinne von Mensch und Gesellschaft.
Design löst Handlungen aus
Soziale Normen beeinflussen Entscheidungen – Abbilder sozialer Normen beeinflussen Entscheidungen. In dieser These steckt die Formel für Handlungsauslösendes Design: Wird eine Situation als gesellschaftlich etabliert dargestellt, sinkt die Hemmschwelle, sich persönlich auf eine ähnliche Situation einzulassen: Isst gemäß gezielter Information ein Großteil der Menschen Fleisch, ist es einfach, sich selbst ein Steak zu bestellen. Was die anderen tun ist nach diesem pragmatischen Muster das Richtige. Entscheidungsarchitekten übertragen also das Handlungsziel des Einzelnen als Konvention auf ganze Teile der Gesellschaft: Bekomme ich gezeigt, wie andere Nichtraucher gelegentlich rauchen, so greife ich auch zur Zigarette. Oder noch plausibler (wenn Politik und Wirtschaft im Takt kommunizieren): Konsum ist wichtig und gut. Alle konsumieren, auch du musst konsumieren, damit es der Gesellschaft gut geht.
Kann man sich in einer visuell dominierten Mediengesellschaft überhaupt ohne gute Entscheidungsarchitektur zurecht finden? – Menschen in westlich bzw. markwirtschaftlich orientierten Gesellschaften brauchen heute mediale Botschaften, damit sie wissen, was gut und richtig ist. Hier ist visuelle Kommunikation gezielte Entscheidungsarchitektur – für und gegen die Wünsche und Bedürfnisse des Rezipienten.
fb 2012
Visuelle Verführung Designer als Entscheidungsarchitekten mit Verantwortung
Visuelle Eindrücke werden meist unbewusst wahrgenommen. Wir werden permanent mit einer Vielzahl von Sinneseindrücken konfrontiert. „Medien formen und strukturieren die Muster gesellschaftlicher Beziehungen und alle Aspekte des Lebens” (Marshall McLuhan, Das Medium ist Masssage, Ullstein, 1969). So beeinflusst der Designer als Gestalter visueller Medien mit seinem Tun permanent die Wahrnehmungsprozesse, also das Leben der Medienkonsumenten. Je logischer der Designer das Medium gestaltet, desto klarer und nachvollziehbarer erscheinen die Aussagen, die den Mediennutzer erreichen.
Wird visuell logisches Design im Sinne eines kommunikativen Zieles eingesetzt, kann das Medium beim Rezipienten etwas bewirken: eine gewünschte Entscheidung hervorrufen. Bedient diese gewünschte Entscheidung ein Bedürfnis des Rezipienten, dient die visuelle Gestaltung der Verbesserung seiner Lebensumstände.
Neutrales Design gibt es nicht
Auch kleine, scheinbar unbedeutende Details in der Struktur eines Mediums sind nach psychologischen und verhaltensökonomischen Studien von Bedeutung. Steht beispielsweise ein Wahlkandidat ganz oben auf dem Wahlzettel, kann er bis zu vier Prozent mehr Stimmen bekommen (nach Thaler, R.; Sundstein, C.; „Nudge“, Econ 2008). Der Gestalter organisiert und hierarchisiert Botschaften. Es ist seine Aufgabe, durch Prägnanz in Botschaften und Gestaltungsmitteln gut zu argumentieren. Somit trägt er auch die Verantwortung für das Gelingen von kommunikativen Handlungsabsichten.
Ein Patentrezept dafür, wie der Designer mit dieser Verantwortung umgehen soll, gibt es nicht. Designer nehmen mit ihrem Beruf die Aufgabe als Organisator, Navigator bzw. Orientierungsgeber für die Gesellschaft an. Mancher darunter flüchtet sich in die bloße Ästhetik – auch wenn Ästhetik ohne Medium und ohne dessen kommunikative Ausprägungen nicht funktioniert.
Zielgruppe Mensch
Menschen sind oft träge und reagieren emotional – das ist gut für die Designer, die sich diesen Zustand zunutze machen können: Sie konstruieren Medien auf eine Art und Weise, die die Benutzer emotional richtig einstimmt, semantsich befriedigt und syntaktisch effektiv ist. Gestalter müssen Entscheidungsarchitekturen aufbauen, die dem Wesen der Menschen gerecht werden.
Entscheidungsarchitekten entwerfen den Rahmen, innerhalb dessen die Mediennutzer bzw. Leser spezifische Entscheidungen treffen sollen. Den gewünschten Weg zu finden (Ausgang, bestimmte Adresse, Toilette, etc.); Das beste Produkt zu kaufen (Preis-Leistungs-Verhältnis); Die gesuchte Information zu bekommen. Klammern wir gezieltes konsumorientiertes Marketing und Demagogie aus, bleibt als anzustrebendes Ziel gute visuelle Kommunikation im Sinne von Mensch und Gesellschaft.
Design löst Handlungen aus
Soziale Normen beeinflussen Entscheidungen – Abbilder sozialer Normen beeinflussen Entscheidungen. In dieser These steckt die Formel für Handlungsauslösendes Design: Wird eine Situation als gesellschaftlich etabliert dargestellt, sinkt die Hemmschwelle, sich persönlich auf eine ähnliche Situation einzulassen: Isst gemäß gezielter Information ein Großteil der Menschen Fleisch, ist es einfach, sich selbst ein Steak zu bestellen. Was die anderen tun ist nach diesem pragmatischen Muster das Richtige. Entscheidungsarchitekten übertragen also das Handlungsziel des Einzelnen als Konvention auf ganze Teile der Gesellschaft: Bekomme ich gezeigt, wie andere Nichtraucher gelegentlich rauchen, so greife ich auch zur Zigarette. Oder noch plausibler (wenn Politik und Wirtschaft im Takt kommunizieren): Konsum ist wichtig und gut. Alle konsumieren, auch du musst konsumieren, damit es der Gesellschaft gut geht.
Kann man sich in einer visuell dominierten Mediengesellschaft überhaupt ohne gute Entscheidungsarchitektur zurecht finden? – Menschen in westlich bzw. markwirtschaftlich orientierten Gesellschaften brauchen heute mediale Botschaften, damit sie wissen, was gut und richtig ist. Hier ist visuelle Kommunikation gezielte Entscheidungsarchitektur – für und gegen die Wünsche und Bedürfnisse des Rezipienten.
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